Das Digitalsystem

Ein für sich passendes Digitalsystem auszuwählen, ist bei der derzeit unüberschaubar großen Auswahl an Systemen bereits eine Wissenschaft für sich. Für mich hat es sich bewährt, als erstes eine Liste der wichtigsten Funktionen und Rahmenbedingungen aufzustellen, anhand deren die verschiedenen Systeme dann miteinander verglichen werden können. Besonders wichtig waren dabei für mich die folgenden Punkte:

  • schnelle und übersichtlich Möglichkeit, Multiple Unit Consists (Mehrfachtraktionen) anzulegen
  • Zugriff auf möglichst viele Lokdecoderfunktionen über Funktionstasten am Handregler, da amerikanische Lokomotiven, neben der recht oft zu verwendenden Signalhornfunktion und Glocke, über vielfältige Lichtfunktionen verfügen.
  • DCC-Format
  • Handregler mit Drehknopf
  • Handregler für Bediener möglichst nur zum Fahren, um versehentliches Umprogrammierungen zu vermeiden, und um eine einfache Bedienung auch für Besuchern zu ermöglichen.

Ursprünglich kam für mich das LENZ – System in die engere Wahl, da ich bereits sehr gute Erfahrungen in der Vergangenheit damit gesammelt hatte. Zum damaligen Zeitpunkt war leider der LH101 noch nicht im Sortiment, sonst hätte ich mich vermutlich auch für meine Nordamerika-Anlage für LENZ entschieden. Damals waren nur die LH90 sowie LH100 vorhanden: beim LH100 fehlte mir der Drehknopf zum Fahren, während beim LH90 zu wenig Funktionen direkt über Tasten abrufbar waren.

So kam ich dann letztlich auf das Digitalsystem des Herstellers NCE aus Amerika, das merklich auf die Bedürfnisse der Modellbahner in Amerika zugeschnitten ist. So haben alle Handregler eine extra Taste nur für das Signalhorn, und zehn Tasten nur um Funktionen anzusteuern. Auch gibt es bei den Handreglern solche mit Drehknopf als auch jene mit nur Tastensteuerung; es ist also für jeden etwas dabei. Das Zusammenstellen von Mehrfachtraktionen erfolgt auch sehr gut durch eine Menüführung, die einem im Klartext anzeigt, welche Position im Verband die einzelnen Lokomotiven haben.

Bei den Digitaldecodern setze ich vollständig auf LokSound 4.0-Decoder von ESU (sowohl ESU Deutschland als auch ESU LLC) sowie auf Tsunami 1- und Tsunami 2-Decoder von Soundtraxx. Alle meine Lokomotiven sind mit Sound ausgestattet, da bei einer so kleinen Anlage die passende Geräuschkulisse viel ausmacht. Außerdem erhöht die Soundfunktion den „Spielwert“ des Betriebsablaufs, da z.B. vor Bahnübergängen gepfiffen und die Glocke eingeschaltet werden muss. Oder es werden passende Funkgespräche zum Sichern von Bahnübergängen oder zum Durchführen von Bremsproben ausgelöst. Dies alles trägt dazu bei, den Betrieb vorbildgerechter und vor allem etwas langsamer durchzuführen. Beim Einsatz von Soundlokomotiven habe ich festgestellt, dass man automatisch langsamer fährt und mehr Zeit zum Fahrtrichtungswechsel verwendet; halt genauso, wie es beim Vorbild ja auch der Fall ist.

Info: DCC ist nicht gleich DCC

Eine Kleinigkeit zum DCC-Format sei hier noch am Rande erwähnt: auch wenn sich DCC in Deutschland und den USA im normalen Fahrbetrieb gleichen und generell von allen DCC-konformen Systemen gesteuert werden können, so habe ich doch im alltäglichen Gebrauch festgestellt, dass DCC-Decoder aus den USA im PoM-Modus problemlos programmiert werden können, dafür aber beim „Programmieren auf dem Programmiergleis“ mit heimischen Systemen rumzicken. Da lassen sich manche CVs nicht auslesen oder schreiben, Decoder werden nicht erkannt auf dem Programmiergleis, bzw. der Decoder liefert beim Auslesen unplausible Werte zurück.
Als Abhilfe bieten einige Hersteller dafür „Programmiergleis-Booster“ an, z.B. Beispiel von Soundtraxx der PTB100. Aber so richtig funktioniert dies auch nicht. Von daher bin ich sehr froh, ein Digitalsystem aus den USA gekauft zu haben, welches die Soundtraxx-Decoder ohne Probleme programmieren kann.
Das Problem mit dem Programmieren habe ich mittlerweile dadurch gelöst, dass ich auf das Computer-Programm JMRI und das Digitrax PR4 Computer-Interface umgestiegen bin.
 
Des Weiteren fällt, zumindest beim System von NCE, auf, dass der Adressbereich für Lokomotiven von 1-127 doppelt verwendet werden kann. Bei unseren heimischen Systemen werden die Lokadressen 1-127 in der CV1 abgelegt, während für die Adressen 127-9999 der erweiterte Adressbereich beschrieben wird. Systeme wie LENZ oder ESU wählen beim Programmieren der Adressen automatisch den vorgesehenen CV-Speicherplatz. Bei NCE hingegen ist es möglich, die Adressen 1-127 sowohl als kurze Adresse in CV1 abzulegen, als auch als lange Adresse im erweiterten Adressbereich. Damit kann man die Adressen 1-127 doppelt verwenden.

Die meisten Hersteller aus Amerika setzen auf Soundtraxx Tsunami-Decoder, aber auch die ESU LokSound-Decoder kommen vermehrt zum Zug. Lokomotiven, welche von mir selbst umgerüstet werden, erhalten LokSound-Decoder mit eigens aufgespielten Projekten. Der ESU-LokProgrammer ist hier ein unverzichtbarer Helfer, um bei der schier endlosen Anzahl an CV’s den Überblick zu behalten. Gerade wenn man versucht, die Soundtraxx-Decoder zu programmieren, weiß man dies zu schätzen.

Sehr zu empfehlen ist es, die Funktionen in allen Decodern möglichst gleich zu besetzen, um möglichst mit allen Lokomotiven die gleichen Bedienungsabläufe im Betrieb zu haben. Außerdem sind alle Lokomotiven gleich eingestellt, so dass alle mit Soundtraxx-Decodern ausgestatteten Lokomotiven in Multiple Unit Consist (MU) gefahren werden können; genauso können alle Lokomotiven mit ESU-Decoder in MU gefahren werden. Ein Mischbetrieb der beiden Hersteller in MU´s ist zwar möglich, aber die vielen Einstellmöglichkeiten der Motorsteuerung sind sehr schwer aufeinander abzustimmen, weswegen darauf eher verzichtet wird. Dies bedeutet aber nicht, dass es, wenn erforderlich, nicht dennoch angewendet wird: die Geschwindigkeiten sind jedenfalls so eingestellt, dass es möglichst gut passt.

Die gesamte Elektrik der Anlage ist sehr einfach gehalten. Neben einer zweiadrigen Busleitung für die Stromversorgung der Gleisanlage gibt es nur noch eine Busleitung für den Anschluss der Handregler. Entlang der Anlage sind drei Anschlusspanels verteilt, an denen jeweils zwei Handregler angeschlossen werden können und die es ermöglichen, seinen Zug während den Rangierbewegungen zu begleiten.

Eine Gleisbesetztmeldung oder elektrisch gestellte Weichen gibt es nicht, da hierauf bewusst verzichtet wurde, um einen Betrieb mit der Notwendigkeit vor Ort sein zu müssen, zu erzielen. Dies führt dazu, dass jeder Bediener mit seiner Lok bzw. Rangiereinheit mitlaufen muss.

Alle Beleuchtungen in Gebäuden und Straßenlampen, die Blinklichtanlage des Bahnübergangs, sowie die Signale werden über Lokfunktionsdecoder vom Typ ESU LokPilotFX 4.0 gesteuert. Dies vereinfacht den Anschluss der einzelnen Elemente, da die Decoder einfach an den DCC-Bus angeschlossen werden. Bei den Gebäuden wurden die Decoder im Inneren eingebaut, so dass lediglich zwei Kabel durch die Anlagenfläche geführt werden müssen. Damit können die Gebäude auch einfach abgenommen werden. Im Fall des Bahnübergangs wurde durch die Verwendung der Lokdecoder auch eine separate Blinklichtschaltung eingespart, da das Wechselblinken auch mit den Lichteffekten der Decoder eingestellt werden kann.

Die Beleuchtungen werden über die Handregler ein- und ausgeschaltet. Lediglich einige wenige Taster am Anlagenrand wurden angebracht, um häufig benötigte Aktionen, wie z.B. das Bedienen der Blinklichtanlage am Bahnübergang oder die Soundfunktionen an der Tankstelle, auszulösen.

Für die Bedienung von einigen Funktionen, wie z.B. das Ein- und Ausschalten der Blinklichter am Bahnübergang, die Soundfunktionen an der Tankstelle, und die Bedienung der Signale, wird das NCEdcc Mini Panel verwendet. Dies ist ein Makro-Rekorder, an welchen Taster angeschlossen werden und welche abgespeicherte Befehlsketten auslösen. Das Mini Panel wird an den Cab-Bus angeschlossen und sendet darüber die Befehle, genauso als wären sie über einen Handregler eingegeben worden.

Ganz bewusst wurde die Bedienung der Anlage ohne Automatisierungen ausgelegt, um die vorbildgerechte manuelle Bedienung aller Elemente nachzubilden und den Betrieb vorbildgerecht zu verlangsamen. Einzig der Haltfall der beiden Signale auf der Main Spur wurde durch Zugeinwirkung nach Vorbeifahrt automatisiert.

Dazu wurden im Gleis zwei Reflexlichtschranken eingelassen, welche über das Mini Panel den Haltfall der Signale bewirken.